Recherche/Projekte

Rechercheprojekt Kinderhäftlinge

Kinderhäftlinge in NS-Konzentrationlagern – eine Recherche  Juli 2019 – August 2020

Durchführung: Dorothea Derben

Die Idee für das Rechercheprojekt ‚Kinderhäftlinge in NS_Konzentrationslagern‘ entstand nach dem Besuch der Ausstellung ‚Kinder im KZ Bergen-Belsen‘ im August 2018.

Meine Recherche galt in erster Linie dem Schicksal von Kinderhäftlingen und Kinderüberlebenden. Sie war verbunden mit der Frage, in welcher Weise die freie darstellende Kunst ästhetische Beiträge zu diesem sensiblen Thema leisten kann und neue Formen der Vermittlung der überlieferten Inhalte der ‚oral history‘ zu finden.

Über die Recherche

Das Schicksal von über 1,5 Millionen Kinderopfern des Holocaust ist ein komplexes Thema für das Kinder- und Jugendtheater, es bekommt angesichts der Zunahme antisemitischer und antiziganistischer Übergriffe und Holocaust-Bagatellisierung aktuelle Relevanz und eignet sich, dem jungen Publikum einen neuen Zugang zur Erinnerungskultur zu schaffen. Das Thema wurde von der Forschung lange vernachlässigt, die Kinderüberlebenden haben das Schweigen darüber erst spät gebrochen. Die Ergebnisse meiner einjährigen Recherche umfassen u.a. Notizen zu meiner Sichtung von ausgewählten mehrstündigen Video-Interviews mit Child Survivors (Kinderüberlebende), im Archiv der Gedenkstätte Bergen-Belsen und die Lektüre biographischer literarischer Zeugnisse und Selbstzeugnissen wie das Buch von H. Verolme über die Kinderbaracke im KZ Bergen-Belsen. Wichtig waren der Austausch mit Historiker_innen wie Dr. Rahe und Dr. Gring von der Gedenkstätte Bergen-Belsen, die zu dem Thema seit über 20 Jahren forschen und veröffentlichen- und mit dem Child Survivor und Regisseur Celino Bleiweiss.

Der zweite Schwerpunkt meiner Recherche war die Teilnahme an einer einwöchigen Studienfahrt nach Oswiecem zur Gedenkstätte Auschwitz/Birkenau und nach Krakau, die von der Gedenkstätte des KZ Moringen für einen Oberstufenkurs, von ihren Lehrern begleitet, veranstaltet wurde. Das Programm umfasste Führungen durch das Stammlager Auschwitz und das Vernichtungslager Birkenau, den Besuch verschiedener Länderaustellungen und des Archivs sowie abendliche Reflektionsgesprächen mit der Schüler*innen-Gruppe. Die Recherche von Kinderschicksalen in den Gedenkstätten Auschwitz und Birkenau war eine andere  Spurensuche als in der Gedenkstätte Bergen-Belsen, denn hier waren die  Deportation und Ermordung von über 200.000 Kindern und Jugendlichen dokumentiert – nur sehr wenige hatten überlebt.

In Krakau erfolgte der Besuch des ehemaligen jüdischen Ghettos und der Schindler-Fabrik.

Ein Ergebnis dieser Recherche waren Überlegungen zu einem Konzept für ein Stück auf Basis von Originaltexten der Kinderüberlebenden.

Die Recherche erfolgte im Rahmen eines Initial-Projekts, gefördert vom:

Stipendium Stückentwurf ‚Childsurvivors‘

Durchführung. Dorothea Derben, Autorin und Regisseurin

Im Rahmen von dem Förderprogramm #Take-Care des Fonds Darstellende Künste konnte ich meine Recherche auf Zeitzeug*innen konzentrieren und einen ersten Stückentwurf mit dem Arbeitstitel ‚Child Survivors‘ erarbeiten.

In meinem Recherche basierten Stückentwurf ‚Child Survivors“ habe ich nur mit Originaltexten von Zeitzeug:innen und Expert:innen gearbeitet. Der Gedanke dabei ist, von Zeitzeug:innen und wissenschaftlichen Expert:innen erbrachtes Material zu einer spannenden Reise in die Erinnerungsräume von Kinder-Überlebenden des Holocaust zu verdichten. Eine Idee ist, diesen Stücktext dann mit jugendlichen Darsteller:innen und Schauspieler:innen und dem Einsatz von Video- und Bildmaterial zu inszenieren.

Expertise „Wer versteckt sich?“

Erprobung neuer künstlerischer Ansätze für ein Kindertheaterstück

Die Expertise erfolgte im Rahmen eines Arbeitsstipendiums als Projektförderung des Landes Niedersachsen zur Förderung des kreativen Schaffens von Künstler*innen während der Covid 19-Pandemie.

Um das Spektrum meiner Inszenierungen für Kinder und Jugendliche auf Stücke für das Publikum ab 2 Jahre zu erweitern, war ich auf der Suche nach einem geeigneten Stoff und fand das Bilderbuch „Wer versteckt sich?“ von dem japanischen Autor und Illustrator Sartoru Onishi.

Mit der Idee der theatralen Umsetzung dieses Bilderbuchs für Kinder ab 2 Jahren betrete ich künstlerisches Neuland. Das Arbeitsstipendium ermöglichte mir die Beauftragung einer Expertise der Theaterkünstlerin Ylva Jangsell vom Theater Tüte aus Hannover, die seit über 15 Jahren erfolgreich Schauspielstücke für Kinder ab einem Jahr produziert und aufführt. Sie sollte das Experiment einer Erprobung des von mir ausgewählten literarischen Materials wagen, in das ihre wertvollen Erfahrungen mit dem Theater für die Kleinsten unter Einsatz ästhetischer Bausteine wie Körpertheater und Live-Musik einfließen würden.

Im Austausch mit dieser Expertin konnte ich so zwischen Januar und Mai 2022 ein Konzept für ein Theaterstück für die Allerkleinsten auf Grundlage des genannten Bilderbuchs entwickeln, das mit der sinnlichen und bildnerischen Wahrnehmung und Phantasie dieses jüngsten Publikums korrespondiert.

Gefördert mit Mitteln des Landes Niedersachsen auf Beschluss des Niedersächsischen Landtags ​